DEL BENE, Bartholommeo   Civitas Veri sive morum

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« Die Stadt der Wahrheit » von Del Bene, elegant illustriert.
Die utopische Stadt, geschmückt mit 34 Radierungen im ersten Zustand. Prachtvolles Exemplar im zeitgenössischen Pergament.

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Artikelnummer: LCS-10331 Kategorien: ,

Paris, Drouart, 1609.

In-folio von (2) Bl., 258 S., (1) Bl. Gebunden in elfenbeinfarbenem, flexiblem Pergament, doppelter Goldlinienrahmen auf den Deckeln, goldener Medaillon in der Mitte der Deckel, verbleibende Riemen, glatter Rücken mit goldenen Fleurons verziert, goldene Schnittkanten. Einband aus der Zeit.

321 x 202 mm.

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Seltene Ausgabe dieser wichtigen utopischen Schrift. Sie feiert und bietet eine Synthese zwischen Aristotelismus und Neuplatonismus an.

Der Autor, ein Freund von Ronsard, spielte eine bedeutende Rolle am Hof von Heinrich III. und im intellektuellen Leben seiner Zeit. Er war verantwortlich für die Verteilung der Themen der Reden über die moralischen und intellektuellen Tugenden während der Sitzungen der von Pibrac gegründeten Akademie, deren Mitglieder Baïf, Ronsard, Desportes, d’Aubigné sowie die Marschallin von Retz und Madame de Lignerolles waren. Del Bene war zuvor zwanzig Jahre lang Sekretär von Marguerite de France, der Schutzpatronin der Pléiade, die von Ronsard und Du Bellay besungen wurde. Seine Civitas Veri war ebenso eine Hommage an das Andenken seiner Schutzpatronin wie ein Spiegelbild seiner akademischen Tätigkeiten beim König. Wie der ‚Poliphilos Traum‘ berichtet das Buch von einem Traum: Aristoteles führt Marguerite von Savoyen durch die menschlichen Wechselfälle in eine Stadt der Wahrheit, die an die Stadt Gottes von Augustinus erinnert. Dieser Traum, verfolgt in einem architektonischen Umfeld, ist charakteristisch für die intellektuellen Ströme der Renaissance. Vom Autor bereits 1585 Heinrich III. gewidmet, wurde das Werk erst 1609 mit Kommentaren von Theodore Marcile – einem niederländischen Humanisten, Nachfolger von Jean Passerat auf dem Lehrstuhl für lateinische Sprache am Collège royal – vom Großneffen des Autors, Alphonse II Del Bene, Bischof von Albi, veröffentlicht. Er widmete das Buch Heinrich IV.

Das prächtige Bildmaterial, im Erstabzug, umfasst ein Titel-Frontispiz in Radierung von Thomas de Leu und 33 Radierungen, davon eine doppelseitig. Es weist einige Ähnlichkeiten mit den Gravuren auf, die Poliphilos Traum illustrieren. Die ersten fünf Tafeln zeigen sehr schöne Triumphbögen. Die 25 anderen Tafeln sind allegorische Darstellungen der Pilgerreise und der Stadt der Wahrheit: Trophäe inmitten eines Palastes, Innenhof eines Palastes, Palast der Laster, Labyrinth der Habgier, Basilika der Bescheidenheit, Palast der Sanftmut, Heim der Arroganz mit Wahrsagern, Gelehrten und Mathematikern, Grünliches Theater der Urbanität, Tempel von Themis, Tempel der Vestalinnen, …Wie viele Renaissance-Allegorien, wächst die ‚Civitas veri‘ aus einer mittelalterlichen Wurzel. Der Kommentator Marcile weist auf ihre Verbundenheit mit Augustinus’ ‚Stadt Gottes‘ hin, und tatsächlich erinnert der Plan der Stadt der Wahrheit an Illustrationen in mittelalterlichen Manuskripten der Stadt Gottes. Der allegorische Traum in der architektonischen Kulisse hat einen starken Einfluss auf die Renaissance-Vorstellungskraft, wie exemplifiziert durch den ‚Hypnerotomachia Poliphili‘, zu welchem Werk die ‚Civitas veri‘, wenn auch von anderem Temperament, eine gewisse Beziehung hat“. (F.A. Yates, Die französischen Akademien des sechzehnten Jahrhunderts, S. 111-116).

Jeanne Duportal in ihrer Studie über Illustrierte Bücher, die von 1601 bis 1660 in Frankreich veröffentlicht wurden, Paris, 1914 widmet diesem Hauptwerk der Geschichte der fiktiven Darstellungen 2 Seiten und vergleicht die Gravuren mit denen von Jaspar Isaac für die Tableaux de platte peinture de Philostrate (1614). „Die Zeichnung der Tafeln scheint von einem italienischen Künstler zu stammen, sowohl aufgrund der beiden doppelten Hermen, die den Renaissance-Rahmen des Titels schmücken, als auch wegen einiger Details der anderen Gravuren. Diese ähneln bestimmten von Jaspar Isaac signierten Seiten, daher die Möglichkeit der Zuordnung zu diesem Künstler. Auf der ersten Tafel spaziert die Herzogin von Savoyen, Marguerite von Frankreich, im Garten ihres Schlosses von Rivoli, während über ihrem Kopf, in Gestalt geflügelter Sirenen, die zwölf Stunden des Tages und die zwölf Stunden der Nacht schweben. Aristoteles kommt in Begleitung des Autors des Buches und bietet der Prinzessin an, ihr ‚seine Stadt‘ zu zeigen. Man betritt sie durch die fünf Tore der Sinne, die ebenso viele Triumphbögen darstellen, mit korinthischen Säulen für den Sehsinn, ionischen für den Geruchssinn, dorischen für den Geschmackssinn, toskanischen für den Tastsinn und kompositen für das Gehör. Tafel 8 zeigt den Plan der ‚Stadt‘. In der Mitte erhebt sich die Festung der drei inneren Sinne, der Gemeinsinn, die Vorstellungskraft, das Gedächtnis. Rundherum sind die Paläste der Tugenden und Laster angeordnet. In einem von ihnen dominiert die Statue der ‚rechtmäßigen Gerechtigkeit‘ eine dreieckige Pyramide, deren Seiten die Darstellungen des Königs, des Adels und der Demokratie tragen (Tafel 22). Darüber hinaus erheben sich die Tempel der Wissenschaft, der Kunst und der Weisheit (Tafel 29). Am Eingang des letzten Asyls angelangt, nimmt Aristoteles Abschied vom königlichen Besucher. Diese Symbolik erscheint im 17. Jahrhundert seltsam. Aber die Menschen dieses Jahrhunderts haben sie mehr genossen, als man glaubt“. J. Duportal.

Eine große suggestive Kraft belebt diese allegorischen Szenen, die in prächtige architektonische Dekore und Triumphbögen eingebettet sind.

„Ein frühes Folio aus dem siebzehnten Jahrhundert, das beträchtlichen Stil besitzt… In der Form des Satzes, in der Art der Einstellung und in der Komposition hat dieses Buch Unterscheidungskraft“. Updike.

Prächtiges Exemplar, zeitgenössisch in weichem, elfenbeinfarbenem Pergament gebunden.

Herkunft: handschriftliches Ex Libris Bibl. H. Albin.

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Auteur

DEL BENE, Bartholommeo