HUGO, Victor Lucr8ce Borgia, drame

Erstausgabe der ersten Ausgabe, von großer Seltenheit, von „einem der berühmtesten Dramen von Victor Hugo“ (Carteret). Vicaire, IV, 278; Carteret, I, 404; Clouzot, S. 146; Talvart, IX, S. 23; Bulletin Morgand et Fatout, 8304.

Die Ausgabe ist mit einem schönen, in Ätztechnik gefertigten Titelblatt von Célestin Nanteuil geschmückt, das auf China gedruckt und aufgezogen ist.

Victor Hugo lehnt die Regeln des klassischen romantischen Theaters ab. Er strebt danach, die Volksforderungen widerzuspiegeln. Sein Werk ist der Spiegel seines politischen Engagements: „Das Theater hat heutzutage eine Bedeutung, die mit der Zivilisation selbst stetig zuzunehmen scheint. Das Theater ist eine Rednertribüne, das Theater ist eine Kanzel. Das Drama hat eine nationale Mission, eine soziale Mission, eine menschliche Mission.“ Hugo weiß um seine Verantwortung: „Auch der Dichter trägt Verantwortung für Seelen. Die Menge soll das Theater nicht verlassen, ohne eine ernste und tiefgreifende Moral mit sich zu nehmen“. Er will „auf der Bühne nur Dinge mit vielen Lektionen und Ratschlägen darstellen“, denn „jedes Werk ist eine Handlung.“

„Nehmen Sie die moralisch hässlichste, widerlichste, vollständigste Missgestalt; platzieren Sie sie dort, wo sie am besten zur Geltung kommt, im Herzen einer Frau, mit allen Bedingungen körperlicher Schönheit und königlicher Größe, die das Verbrechen hervorheben: und mischen Sie nun zu dieser ganzen moralischen Missgestalt ein reines Gefühl, das reinste, das eine Frau empfinden kann, das mütterliche Gefühl; setzen Sie in Ihr Ungeheuer eine Mutter; und das Ungeheuer wird Interesse wecken, und das Ungeheuer wird zum Weinen bringen, und diese Kreatur, die Angst einflößte, wird Mitleid erwecken, und diese missgestaltete Seele wird in Ihren Augen fast schön werden. Das ist das Thema, laut dem Autor“. (Dictionnaire des Œuvres, IV, S. 279). Zum ersten Mal aufgeführt am 2. Februar 1833, wird Lucrèce Borgia, am Théâtre de la Porte-Saint-Martin, „bei den Leuten“, ein großer Erfolg vor einem Publikum, das durch fast ein halbes Jahrhundert Revolutionen und Kriege traumatisiert ist. Das Stück wird mit Mlle Georges und Frédérick Lemaître in den Hauptrollen und „Mlle Juliette“ in der Rolle der Prinzessin Negroni gespielt. Kaum zwei Wochen nach dieser triumphalen Vorstellung begann die lange Beziehung, die Victor Hugo mit Juliette Drouet verband, die nur der Tod beendete. Laut einem Kritiker der damaligen Zeit: „Das Interesse am Stück war stärker als alles; die Klassizisten wie die Romantiker wollten wissen, was geschehen würde; es gab keinen Autor, keine Schauspieler, kein Theater mehr; es gab einen Sohn, der von seiner Mutter, die ihn liebte, vergiftet werden würde… alles war ein Mitreißen und eine Leidenschaft; Orchester, Galerien, Logen, alle erhoben sich und applaudierten mit Händen und Stimme.“ „Le roi s’amuse“, das von der Zensur verboten wurde, führte Hugo Lucrèce Borgia sechs Wochen später auf, was eine Art und Weise war, dem Regierung die Meinung zu sagen. Das Stück, das sich so gegen die Macht stellte, erhielt eine politische Dimension und prangerte die in der Politik vorherrschende Doppelzüngigkeit an.

Wertvolles Exemplar der ersten Ausgabe, bewahrt in seiner eleganten, von Thierry, dem Nachfolger von Petit Simier, fein dekorierten Halbmaroquin-Bindung. Im Jahr 1874 trat Thierry die Nachfolge von Petit-Simier an. Er leitete die Werkstatt allein bis 1908.

Seltene Ausgabe. Unsere Recherchen ermöglichten das Auffinden nur von 3 Exemplaren dieser ersten Ausgabe in öffentlichen Einrichtungen und französischen Bibliotheken (Lyon, 2 in der B.n.f.).