SAINCTONGE, Louise-Genevie8ve Gillot de. Poe9sies galantes de Madame de Sainctonge. Paris, Jean Guignard, 1696.
In-12 von (4) Bl., 200 S., (8). Gebunden in vollem rotem Maroquin, dreifacher goldener Faden, der die Deckel umrahmt, Rücken mit Nerven verziert mit goldenen Fleurs-de-Lis, doppelter goldener Faden an den Kanten, goldene Innenrollen, goldene Schnitte auf Marmor. Einband signiert von Capé.
156 x 89 mm.
Ursprüngliche, wenig verbreitete Ausgabe dieser Sammlung der Dichterin Madame de Sainctonge, die unter anderem das erste Opern-Ballett unserer Geschichte enthält. Brunet, V, 551, Lachèvre, III, 522; Katalog von Baron Pichon, Nr. 3174.
Madame de Sainctonge komponierte das erste Opern-Ballett. Es ist wahrscheinlich, dass sie sich entschied, ihr Libretto Les Charmes des saisons, unmittelbar nach der Schaffung einer konkurrierenden Oper zu veröffentlichen, gerade um zu verhindern, dass ihr Beitrag zur Entwicklung eines neuen melodramatischen Genres von der Nachwelt ignoriert wird.
„Es war sie, die 1695 eine wahre Revolution des lyrischen Genres vorbereitete mit dem ersten Opern-Ballett unserer Geschichte: ‚les Charmes des Saisons‘, dessen ‚Kabalen‘, ein Begriff, mit dem sie die Vereinigung von Colasse und dem Abbé Pic, unterstützt von Lully, bezeichnete, die Schaffung verhinderten, indem sie ihnen ihr eigenes Ballett ‚der Jahreszeiten‘ (1695), ein Prolog zum Modell des Genres, entgegensetzten. Madame de Sainctonge mangelte es sicherlich nicht an Einfallsreichtum noch an Erfindung: Diese Missgeschicke beweisen es. Vielleicht besitzt sie diesen erfinderischen Geist aus ihren weitreichenden hispanischen Ursprüngen. Sie gehört durch ihre mütterlichen Vorfahren zur stolzen portugiesischen Nation und zur alten Familie der Grafen von Vimioso, die sich der Annexion ihres Vaterlandes durch Philipp II. widersetzt hatten.“ (F. Moureau, La Plume et le plomb, S. 184-188).
Diese erste Ausgabe der Poésies galantes enthielt ‚les Charmes des saisons‘, Ballett, drei dialogierte Idyllen, einige Episteln, Elegien, Rätsel, Epigramme und viele Trinklieder und bacchantische Parodien. Das Ballett ‚Saisons‘ wurde nicht aufgeführt, weil der Abbé Picque (den in seinen Epigrammen Rousseau Pic nennt), sein Ballett ‚Saisons‘ im Jahr 1695 präsentierte.
Louise-Geneviève Gillot de Sainctonge (1650-1718), eine französische Schriftstellerin, war die Tochter von Mme Gillot de Beaucour, besser bekannt unter dem Namen Mme Gomez de Vasconcelle, selbst eine Schriftstellerin. Sie war mit einem Anwalt namens Sainctonge verheiratet. Sie hat Episteln, Eklogen, Madrigale und Lieder, zwei Komödien, zwei Opern geschrieben.
Wertvolles Exemplar dieser seltenen Sammlung fein in rotem Maroquin von Capé gebunden.
Standorte der Exemplare in Frankreich: Nantes, Rouen, B.n.F.