In Bordêux, bei S. Millanges, 1595.
In-8 von (12) Bll., 176 S., (4) Bll., 775 S., (1) S. Gebunden in vollumfassendem Pergament der Zeit, mit glattem Rücken und handschriftlichem Titel. Einband der Zeit.
159 x 100 mm.
Endgültige Originalausgabe, die erste vom Autor anerkannte und seinen Namen tragend, von Pierre Charron überarbeitet und erweitert im Vergleich zu den beiden vorherigen, die in Bordêux 1593 mit 450 Seiten weniger und in Paris 1594 mit 457 Seiten weniger erschienen sind. Tchemerzine, II, 244.
Diese Ausgabe, die erstmals von Brunet (I, 1809) und Graesse (II, 123) zitiert wird, gilt unter Bibliographen als die bedeutendste.
Sie ist König Heinrich IV. gewidmet (Blatt m2). Nach Morgand ist ihr Wert gleich oder sogar höher als das Original von 1593 (Tchemerzine, II, 244).
Pierre Charron (1541-1603), Sohn eines Pariser Buchhändlers, lernte Montaigne kennen; er „lebte sehr vertraut mit Messire Michel de Montaigne, Ritter des königlichen Ordens. Der Herr von Montaigne liebte ihn mit gegenseitiger Zuneigung und gestattete ihm testamentarisch, vor seinem Tode, nach seinem Ableben die vollen Waffen seiner edlen Familie zu führen, da er keine männlichen Kinder hinterließ“. Doch zeigt sich der Einfluss Montaignes noch nicht im ersten Traktat von Charron, Les Trois Vérités, der 1593 in Bordêux unter dem Pseudonym „Benoist Vaillant, Advocat de la Sainte Foi“. Es ist ein dogmatisches Buch, das den Traité de l’Église ou Traité de la véritable religion chrétienne des Hugenottenführers Duplessis-Mornay widerlegt: Diese drei Wahrheiten sind ein einziger Gott, eine einzige Religion (die christliche), eine einzige Kirche (die katholische). Dieses strenge, rationale theologische Werk lenkte die Aufmerksamkeit auf ihn. Der Bischof von Cahors ernannte Charron, ohne ihn zu kennen, außer durch sein Buch, zu seinem Generalvikar und theologischen Kanoniker seiner Kirche. „Man liest die eigentlich theologischen Werke von Pierre Charron kaum noch, und das ist sehr schade, denn man würde die Interpretationsfehler vermeiden, die üblicherweise in Bezug auf seine ‚Sagesse‘ gemacht werden“.
Exemplar, das in seiner allerersten, mit Überzug versehenen Velum-Bindung der damaligen Zeit unversehrt erhalten geblieben ist, die begehrenswerteste Bedingung für französische Originalausgaben des 16. Jahrhunderts.