A. V. (Augustae Vindelicorum) = Augsburg, sd, um 1730.
84 Zeitgenössische farbige Drucke in 2 Bände Folio gebunden: I/ 40 ausgeschnittene und auf sehr dickes Papier geklebte Tafeln; II/ 44 Tafeln, einige kleine Flecken und Falten im Randbereich, Restaurierung in der unteren Ecke einer Tafel mit Beeinträchtigung der Legende. Halb-Maroquin Havanna mit Ecken, rote Schnittkanten. Spätere Bindung.
385 x 290 mm.
Abmessungen der Gravuren: 310 bis 375 mm Höhe, 207 bis 245 mm Breite.
Erstausgabe und erster Druck dieser außergewöhnlichen barocken Sammlung im Rocaille-Stil, reich an 84 Stichen in wunderschönen zeitgenössischen Farben. darstellend Männer und Frauen, die mit den Utensilien ihres Berufs bekleidet sind. Diese Verkleidungen waren für Ballette bestimmt. Die Gravuren sind signiert von A. Degmeier, P. F. Engelbrecht, C. F. Hörmann, Kösler, J. F. Schmit, J. Stelzer.
Martin Engelbrecht, Kupferstecher, geboren 1684 in Augsburg, gestorben 1756 in derselben Stadt, ist der Bruder von Christian Engelbrecht. Wie er illustrierte er zahlreiche Werke. Unter diesen zählt man: Der Spanische Erbfolgekrieg, und Die fürstlichen Architekten, von P. Decker. Er fertigte auch 92 Ansichten von Venedig und 192 Rokoko-Gravuren an, die Männer und Frauen zeigen, die mit den Werkzeugen ihres Berufes ausgestattet sind. Diese berühmte Serie, die vor fast drei Jahrhunderten geschaffen wurde, war ursprünglich in den zeitgenössischen Farben bereits selten und wurde in den folgenden Jahrhunderten aufgrund der Begeisterung für dieses außergewöhnliche Werk, das an die Berufe von Larmessin erinnerte, die kurz zuvor entstanden waren, erheblich seltener. Seit dem 19.e Jahrhundert haben sich Sammler daran gewöhnt, diese Drucke einzeln zu sammeln und einrahmen zu lassen. Auch in Einzelexemplaren neigen sie dazu, vom Markt zu verschwinden. Ein solches Set von 84 Stichen in zeitgenössischen Farben im frühen 21.e Jahrhundert zu präsentieren, ist eine bibliophile Freude.
17, 18, 21, 22, 30, 41, 42, 45, 46, 57-59, 61, 69, 73, 74, 79, 80, 101, 102, 137, 138, 157-164, 175, 176, 180-184 u, 187-189, sowie im Album montiert 13, 25, 26, 31-34, 43, 44, 47, 48, 51, 52, 55, 56, 77, 78, 83-88, 97, 98, 109, 110, 123, 124, 129, 130, 141-148, 151, 152, 155, 156 u. 1 unn. Die Kostüme repräsentieren einen Bürstenbinder, eine Drechslerin, eine Schuhmacherin, eine Kammacherin, eine Buchbinderin, einen Schlosser, die Uhrmacherin, den Metzger, einen Bildhauer, einen Wagner, eine Bilderverkäuferin, einen Juwelier, einen Kerzenzieher, eine Geigenbauerin, die Frau eines Tapezierers, eine Maurerin, einen Wagner, usw.
Im 18. Jahrhundert wird ein im Gegensatz zu klassischen Regeln stehender und als extravagant oder gar geschmacklos empfundener künstlerischer Stil als barock bezeichnet. Erst am Ende des Einflusses des Klassizismus, sowohl in der Kunst als auch in der Literatur, verliert „Barock“ seine abwertende Bedeutung und seine positive und originelle Beitragsleistung in allen Kunstbereichen, der Architektur, der Skulptur, der Malerei sowie der Musik und der Literatur wird anerkannt.
In der bildenden Kunst bietet das Barock einen zugleich sehr strukturierten Stil, der reichlich mit Symmetrie spielt, und einen sehr dynamischen: Es integriert seine Formen in eine kraftvolle Bewegung von Spiralen und Voluten: Durch seine dramatischen Effekte, seine Suche nach dem Spektakulären zielt es darauf ab, Emotionen zu wecken. Die Eigenschaften, die es definieren, finden zumindest ihre Erklärung, wenn nicht ihre Rechtfertigung in dem besonderen politischen, kulturellen und religiösen Kontext, der es hervorgebracht hat. Ein historischer Kontext, der auch erklärt, wie und wo sich dieser Stil verbreitet hat.
In den katholischen Ländern entwickelte sich die barocke Kunst am besten, insbesondere in den letzten Jahren der Gegenreformation, um 1630. Um dem Fortschritt des Protestantismus zu widersprechen, bekräftigte die römische Kirche nach dem Konzil von Trient (das 1563 endet) ihre traditionellen Lehren und engagierte sich in einer intensiven missionarischen Aktivität.
Man kann die Rococo- und Rocaille-Stile als zwei späte, aber klar voneinander getrennte Manifestationen des Barock betrachten, die nicht unbedingt gleichzeitig auftraten. So bezieht sich die Rocaille auf Frankreich und eine sehr spezielle Mode, die vor allem in den dekorativen Künsten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts herrschte, mit einem Höhepunkt zwischen 1720 und 1740: Das Rokoko stellt die späte Blüte – zwischen 1720 und 1780 – insbesondere in Frankreich und Deutschland dar, eines Bau- und Dekorationsstils, der offensichtlich vom italienischen Barock abgeleitet wurde, aber auch französische, insbesondere Rocaille-Einflüsse erhielt.
Kostbares und bemerkenswertes Ensemble, das in seiner Atelierfärbung erhalten geblieben ist.