Paris, Éditions Kra, Reihe Femmes V, 1929.
Quadratisches In-8 von 75 Seiten, (5) Seiten, (2) leere Blätter. Gebunden in türkisfarbenem Halbmaroquin, Rücken glatt verziert mit dem Titel und dem Namen des Autors in Goldbuchstaben, goldener Kopfschnitt auf Schnittpunkten. Gedruckte blaue Umschläge und Rücken erhalten. Umschlag sehr leicht verblasst. Schuber. Signierte Bindung Atelier Moura.
225 x 180 mm.
Originalausgabe dieses bewegenden autobiografischen Romans von Colette. Talvart. III, 37, A.
Eines der wenigen Vorzugsexemplare auf Kaiserjapan, dieses ist außerhalb des Handels mit Nr. XXXVI, mit der Bezeichnung „H.C.“ und vom Drucker signiert.
Ursprünglich als Fortsetzungsroman veröffentlicht in der Revue hebdomadaire im Juni 1929, gehört dieser autobiografische Roman zu einem Triptychon, das der Mutter von Colette, Sido, gewidmet ist, zusammen mit La maison de Claudine et La naissance du Jour.
„‚Sido‘ bleibt ein Schlüsselwerk zum Verständnis der Entstehung der mütterlichen Mythologie, der Identitätssuche und des Spiels zwischen Fiktion und Autobiografie bei Colette.“ Les Femmes et la tradition littéraire, Yale University Press.
In diesem Werk beschreibt Colette ihre Kindheit (von 8 bis 12 Jahren) und versammelt eine Sammlung von Erinnerungen, die Schlüssel zur Identitätsbildung der Romanautorin offenbaren. Colette, nostalgisch für diese verzauberte Zeit und fasziniert von der Natur, idêlisiert ihre Mutter, Sido, die im Zentrum eines bukolischen Gartens zu stehen scheint, in dem sie die Elemente kontrolliert und die Geheimnisse der Natur besitzt. „Sie ruft und empfängt noch die Gerüchte, die Hauche und die Vorzeichen, die ihr treu folgen, über die acht Wege der Windrose.“
„Colette vervollständigt hier das Bild, von dem sie bereits in anderen Teilen ihres Werkes so viele Merkmale gezeichnet hatte, von der ‚Hauptfigur ihres Lebens‘: Sido, ihre Mutter. Um diese zentrale Figur herum werden alle der Schriftstellerin lieblichen Themen gleich geheimnisvoll herauûeschworen: das Thema der Erinnerung; die Nostalgie der Kindheit, ihrer völligen Verfügbarkeit, als das persönliche Wesen noch nicht geformt war und stets frei war, die Rufe aus den vier Himmelsrichtungen zu hören oder den acht Wegen der Windrose zu folgen; dann kam das erste Gefühl einer Frau, angesichts ‚der braunen Brust von Adrienne und ihrer violetten und harten Spitze‘. Der Mittelpunkt der Erinnerung ist zweifelsfrei die Figur von Sido, der Mutter: aber welchen besseren Ausdruck hätte sie finden können als den halbwilden Garten, reich an Früchten, Blumen, Bächen, vor allem reich an Geheimnissen, an unvergesslichen Emotionen, in denen sich Colettes enge Komplizenschaft mit den Verrücktheiten und Rhythmen der Natur knüpfte? Doch es genügt der Autorin nicht, sich hier ein weiteres Mal den rustikalen Märchen der Erinnerung hinzugeben. Sie bemüht sich, das Geheimnis und die Lehren zu verstehen, die die Persönlichkeit ihrer Mutter und dieses zur Hälfte bürgerlichen, zur Hälfte bäuerlichen Schicksals mit sich bringen, das ganz von den häuslichen Arbeiten ausgefüllt ist, die das Wesen in enger Verbindung mit dem grundlegenden Element des Lebens halten. Gegenüber der Mutter steht der Vater, den Colette ‚den Kapitän‘ nennt und dessen Bild sie anregt, über die Liebe ihrer Eltern nachzudenken. Wenn sie also zu Sido zurückkehrt, zum Haus und zum Obstgarten, die von Sido geprägt sind, dann ist es für Colette nicht einfach eine sentimentale Hingabe, sondern eine Art Rückkehr zum Wesentlichen, zum Besten von sich selbst. Und um die unendlichen Nuancen dieser vorintellektuellen Zustände zu evozieren, verfügt die Autorin über eine agile Sprache, die genauso schnell wie die geringsten Emotionen laufen kann, über einen Stil, dessen Schönheit ganz in der brennenden Sensibilität liegt“ (Dictionnaire des Œuvres, VI, 128).
Die endgültige Version mit zwei neuen Kapiteln „Der Kapitän“, das ihren Vater schildert und „Die Wilden“, das ihren Brüdern und ihrer Halbschwester gewidmet ist, wird erst im darauffolgenden Jahr veröffentlicht.
Schönes Exemplar dieser Erstausgabe, mit allen Rändern, gebunden mit den erhaltenen Umschlägen.
Lokalisierung der Exemplare unter den vier französischen öffentlichen Institutionen: Nantes, Rennes, la Bibliothèque Littéraire Jên Doucet in Paris und die B.n.F.